Es begann alles mit sehr netten Gesprächen an einem sonnigen Nachmittag im Park von Beverly Hills. Ein Veteran im T-Shirt mit der Aufschrift “Palin for President” erzählte mir begeistert von seiner Stationierung in Deutschland, wo alle so nett zu ihm gewesen seien. Eine 88 jährige mit schlohweißem Haar berichtete stolz von ihren Erfolgen als Schwimmerin bei der Seniorenolympiade. Pat Boone, der mit Hits wie Speedy Gonzales und Tutti Frutti goldene Schallplatten sammelte, versicherte mir, dass die Beverly Hills Tea Party Respekt für jede Meinung habe. “In Hollywood it es schwierig, konservativ zu sein,” sagte mir der Schlagersänger, der mit seinen 77 Jahren die treibende Kraft hinter der Tea Party mitten im Herzen der Filmindustrie ist. “Unsere Anhänger halten meistens den Mund, weil alles andere das Ende ihrer Karriere bedeuten würde.”
Der Schlagersänger gab unter schwingenden US-Fahnen eine launische Rede darüber, wie weniger Regierung und mehr normaler Menschenverstand das Land aus der Krise holen könnten und sang zwei patriotische Lieder. Soweit so gut.
Dann kamen die wütenden Redner, die zur Revolution aufriefen - gegen Präsident Obama, gegen Demokraten und vor allem gegen “Limousinen-Linke” Hollywoods. Ein als Boston-Revolutionär verkleideter Schauspieler in Dreispitz, kniehohen Stiefeln und Wollmantel schrie so laut ins Mikrofon, dass er sicher Shopper auf Rodeo Drive erschreckte. Nach ihm gelang es einem konservativen Radiomoderator Ghandi als Vorboten der Tea Party darzustellen. Ein 25 jährigen Kolumnist, der als Mediengenie angekündigt wurde, beschrieb Woody Allens Filme als Zeichen für den bevorstehenden Weltuntergang. Mein Vorsatz, die Kundgebung aufgeschlossen zu beobachten war zu dem Zeitpunkt schon ziemlich angeknackst. Dann rief das Genie unter lautem Beifall: “Es ist eine Unverschämtheit dass wir, die wir hart für unser Geld arbeiten dieses Geld mit denen teilen sollen, die nicht mal arbeiten!”. Meinen Versuch, die eifernden Sprecher der Beverly Hills Tea Party zu verstehen gab ich endgültig auf, als ein schwarzer Geistlicher, der extra aus Seattle eingeflogen worden war, die Demokraten mit Hitler verglich und Pat Boone anschließend lachend die Vorzüge der Meinungsfreiheit pries, die es erlaubten “jedem auf den Schlips zu treten”.
Soviel zu normalem Menschenverstand. Mit diesen Hasstiraden holt ganz sicher niemand das Land aus seiner Krise.