Stories From California

Cocktail mit dem Präsidenten

Na, das ist doch mal eine tolle Einladung, die da in meine Email-Box flattert: “Join Barack Obama in Los Angeles!” Ich den Präsidenten bei seinem Besuch in Los Angeles treffen? Na klar, da bin ich dabei!

Ich muss zwar erst googeln wer die Menschen sind, die mir diese Einladung schicken - abgesehen von Will Ferrell kommt mir kein Name bekannt vor. Und wo ich so drüber nachdenke - Will Ferrell ist vielleicht ein netter Typ, die Filme mit ihm finde ich aber nicht so sehr witzig. Und der 15. Februar ist eigentlich auch nicht wirklich günstig. Meine beste Freundin hat Geburtstag und zur Happy Hour einen Tisch in der Bar bei mir ums Eck reserviert. Mitten in der Woche abends im Verkehr zu stehen ist ja nicht so lustig in Los Angeles. Und dann ist das möglicherweise wieder so ein steifer Gartenempfang wo bei anstrengendem Small Talk meine Absätze langsam im weichen Rasen versinken und der Ehrengast nur zwei Minuten in ein Mikrophon am anderen Ende der Wiese spricht. Aber es ist nicht irgendein Ehrengast! Es ist der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika! Der mächtigste Mann der Welt! In der Einladung steht „Cocktails und Dinner im Haus des Ehepaars Colleen und Bradley Bell“. Im Haus - also keine Versinkende-Absätze-Gefahr! Die genaue Adresse erfahre ich erst, wenn ich zugesagt habe. Wie spannend! Schnitzeljagd! Also nichts wie ran ans Ausfüllen des RSVP-Formulars.

 

Aha! Ich kann auch Gäste mitbringen. Das ist ja großzügig! Ich muss nur die Anzahl eingeben. Die Freundinnen finden Cocktails mit dem Präsidenten sicher auch spannender als Happy Hour in der Eck-Kneipe. Vielleicht singt Obama ja auch wieder! Sicher taucht George Clooney auf. Samuel L. Jackson hilft dem Präsidenten beim Cocktail vielleicht mit persönlichen Wahlkampfstrategie-Tipps. Ich hätte zu gerne mein Mikrophon dabei wenn Samuel mit deftigen Ausdrücken geschmückte Ratschläge zum Umgang mit Terroristen von der ‘Most Wanted’-Liste loswird. 

Also weiter RSVP-Formular ausfüllen. Aber halt! Was steht da?

Meine Kreditkartennummer?

35,800 Dollar pro Ticket?

Für mich und meine Freundinnen zusammen 179 tausend Dollar??????

Die Nachfrage bei Dan Schnur, einem von Kalifornies besten Wahlkampfstrategieexperten, ergibt: mit einer Bestellung von fünf Tickets könnte ich mich abheben von denen, die dem Präsidenten online ein paar Dollar überweisen. Die bekommen als Danke schön eine nette Email. Wer ein paar tausend Dollar spendet, kriegt einen netten Brief und beim Dinner ein Foto mit dem Präsidenten. Wer Freundinnen mit dicken Scheckbüchern mitbringt, kann bei Margaritas und Martinis ganz persönlich ein paar Tipps und Bitten loswerden. Je nach Größe der Schecks könnte ich alle Zeit der Welt mit dem Präsidenten verbringen.

Hmmmmmmmmm. 179 tausend Dollar... das sind jede Menge Happy Hour Drinks. Und weder ich noch die Freundinnen haben wirklich dicke Scheckbücher. Ich habe außerdem das Gefühl, der Präsident würde genauso wenig auf politische Ratschläge von mir hören wie die Freundinnen auf meine Partnerschaftstipps. Tut mir leid, Barack. Ich fürchte, das wird diesmal nichts mit uns. Aber danke trotzdem für die Einladung.