Stories From California

Caine’s Arcade - Zeit zum Spielen

Filmemacher Nirvan kam in den Laden für gebrauchte Autoteile, um einen Türgriff für seinen alten Toyota zu kaufen. Im Geschäft zwischen Schrottplätzen und Autowerkstätten erlebte er eine Überraschung. Vor der Ladentheke stand eine ausgeklügelte Spielhalle aus Pappkarton. Gebaut hat sie in den letzten Sommerferien Caine, der neunjährige Sohn des Händlers.

„Willst Du spielen?“ fragte Caine den Kunden auf der Suche nach einem Türgriff. Nirvan wollte spielen. Er warf aus Papier zusammen geknüllte Mini-Bälle in einen auf Pappe geklebten Mini-Basketballkorb und angelte einen Preis aus der Greifmaschine: ein Spiel aus Haken, Schnur und einem oben aufgeschlitzten Pappkarton mit Fenster aus durchsichtigem Klebeband.

Zwei Dollar bezahlte Nirvan für einen Fun-Pass, mit dem er 500 Spiele spielen kann. Erst danach erzählte ihm Caines Vater, dass er der erste zahlende Kunde war.  Nirvan war begeistert. „Ich verstand genau woher seine Kreativität kommt. Er hat sich so viel Zeit genommen um diese schönen Spiele mit all den ausgeklügelten Details zu schaffen egal ob Kunden kommen oder nicht. Als Filmemacher, der viele Kurzfilme produziert, hat mich das sehr bewegt.“

Ein paar Wochenenden später kamen 130 Kunden zu Caine’s Arcade - eine Überraschung von Nirvan, organisiert über facebook. Caine war im Spielhallen-Himmel und Nirvan hielt alles mit der Kamera fest. Er ließ sich viel Zeit beim Produzieren des Films ohne zu wissen, wie viele ihn jemals sehen würden.

Mehrere Millionen haben inzwischen das 11-Minuten-Video von Caine’s Arcade gesehen. Auf You Tube, auf Vimeo, auf blogspots, überall auf der Welt. Caine wird eingeladen zu Vorträgen und Präsentationen an Universitäten und Erfindermessen. Es gibt zwei Stiftungen in seinem Namen, die beide je über 200 tausend Dollar gesammelt haben. Hollywoodstudios wollen mit Nirvan einen Kinofilm drehen.

Ich habe wiedermal Reporterinnen-Glück gehabt und die beiden getroffen. Seither frage ich mich: was könnten wir wohl alles entdecken und schaffen, wenn wir uns mehr Zeit zum Spielen nehmen würden und kreativ wären ohne an Kunden, Erfolg und Applaus zu denken?