Freundlichsein - einfach nur so
Was würden Sie tun, wenn Ihnen jemand in der Fußgängerzone, dem Bus oder im Schwimmbad selbstgebackene Kekse anbieten würde, einfach nur so, ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten?
Petra, eine deutsche Anwältin in Los Angeles hat das Experiment gewagt. Sie packte ihre gerade abgekühlten Schokoladenplätzchen zu Hause in kleine Plastiktüten, nahm noch ein paar Orangen und Wasserflaschen, legte das alles in eine bunte Umhängetasche und ging an den Strand in Venice. Petra wollte einfach nur etwas Gutes tun, positive Energie verbreiten und die Leute aufheitern mitten zwischen schlechten Nachrichten von Wirtschaftskrise und Hungersnöten.
Und wie haben die Touristen, Surfer, Obdachlosen, Geschäftsleute in der Mittagspause reagiert? Alle waren überrascht, als die Mitt-Dreißigerin mit freundlichem Lächeln und einer Tüte Kekse auf sie zu kam. Kaum jemand wollte glauben, dass jemand wirklich etwas einfach nur so verschenken will. Einige dachten, Petra sammelt Geld für einen wohltätigen Zweck, andere fürchteten, sie müssten sich im Gegenzug für die Plätzchen einen langen religiösen Sermon anhören. Ein paar weigerten sich, mit der Deutschen zu sprechen, schüttelten abwehrend den Kopf, schauten in die andere Richtung und gingen weiter.
Studenten aus Australien auf Rollerblades fragten skeptisch nach den Kekszutaten und entschieden sich für Orangen und Wasser. Eine Touristin aus Russland erklärte, sie müsste auf ihre Figur achten und könnte deshalb nichts annehmen. Ein Obdachloser, der mit seinem Sohn aus Vancouver nach Kalifornien gekommen war und seit Tagen vergeblich einen Job suchte, konnte dagegen der Anwältin gar nicht genug danken für ihr selbstloses Geschenk. Ihm gab sie gleich ein paar Tüten Plätzchen und die restlichen Orangen aus ihrer Tasche.
Kekse kauend erzählten manche Strandbesucher, wie sie selber versuchen uneigennützig zu handeln. Ein Angler hilft gerne Familien, die zum ersten Mal zum Fischen an den Pier kommen nicht nur mit Rat und Tat sondern auch mit Teilen seiner Anglerausrüstung. Ein anderer Mann lässt Obdachlose ihr Hab und Gut tagsüber in seinem Auto verstauen, damit sie es nicht überall mitschleppen müssen. Ein Pärchen legt Wert darauf, alle Menschen mit einem freundlichen Lächeln zu begrüßen und im Verkehr anderen die Vorfahrt zu lassen.
Die Anwälting verließ den Strand mit einer leeren Tasche und einem breiten Lächeln. “Es war wunderbar, die Reaktionen zu erleben. Wie offen die Leute waren. Ich bin sehr glücklich, dass viele gesagt haben, dass wir besser miteinander auskommen würden, wenn mehr Leute sowas tun würden. Genau das glaube ich nämlich auch!”