Soldatenfriedhof am Strand
Wer sonntags an den Strand von Santa Monica geht, erlebt eine Überraschung - direkt neben dem Pier mit Riesenrad, Souvenirläden und Eisverkäufern umgeben von Musik und Marktschreiern des Vergnügungsparks stecken Hunderte von weißen Holzkreuzen im Sand. Auf dem Weg vom Pier zum Strand kommt man erst vorbei an einer Dusche, unter der sich Kinder und Erwachsene den Sand von den Füssen waschen. Schaut man in Richtung Pazifik, fällt der Blick auf mit US-Flaggen bedeckte Holzkisten, dann auf Gedenktafeln für in Irak und Afghanistan gefallene US-Soldaten und für die in beiden Kriegen getöteten Einheimischen. Sonnenhungrige in Flip-Flops, gehen, ihre Handtücher um die Hüfte geschlungen, Badetaschen, Kühlboxen und Sonnenschirme tragend, durch den improvisierten Soldatenfriedhof zum Wasser. Manche bleiben stehen, sichtlich bewegt und nachdenklich. Angehörige und Freunde von Gefallenen befestigen Blumen und Grußkarten an den Kreuzen.
Dies ist Arlington West. Ein Friedhof im Sand, etabliert vor gut sieben Jahren von der Antikriegsorganisation Veterans For Peace. Deren Mitglieder stecken seither jeden Sonntag bei Sonnenaufgang die ersten Kreuze in den Sand und bauen bei Sonnenuntergang das eindrucksvolle Kriegsdenkmal wieder ab. Die Zahl der gefallenen US-Soldaten ist auf über 6000 gestiegen. Die Kreuze stehen nun eng beieinander im Sand und rote Kreuze sind dazu gekommen. Sie repräsentieren jeweils zehn getötete US-Soldaten. “Wir wollen die wahren Kosten an Menschenleben zeigen, die wir in diesen Kriegen bezahlen,“erklärt Michael Lindley, einer der Veteranen für Frieden. “Wir wollen dazu anregen, andere Ideen und Wege zur Lösung von Konflikten zu finden als Gewalt!” Das irritierende Kontrastprogramm der Kreuze im Sand zwischen glitzerndem Pazifik und Riesenrad hat Politik nicht verändert, bringt aber alle am Strand von Santa Monika jeden Sonntag mindestens für ein paar Minuten zum Nachdenken.