Oper im Ohr - Magisch und Cool
{http://soundcloud.com/soundslikerstin/secrets-and-the-unknown}
Im Hauptbahnhof von Los Angeles geschehen derzeit wundersame Dinge: unter die Wartenden, Durcheilenden und Obdachlosen, die sich in den tiefen Sesseln des Wartesaals ausruhen mischen sich professionelle Sänger, Tänzer und Menschen mit drahtlosen Kopfhörern. Alle in Union Station sind - wissentlich und unwissentlich - Teil einer Inszenierung: Invisible Cities, eine Oper nach dem Buch von Italo Calvino, inszeniert vom jungen Opernstar Yuval Sharon, komponiert von Christopher Cerrone und technisch umgesetzt von Tonmeister E. Martin Gimenez.
Die mit den drahtlosen Kopfhörern sind die zahlenden Zuschauer. Sie hören im Ohr live gespielte und gesungene Musik und bewegen sich dabei frei im Wartesaal. Alle hören dasselbe. Doch je nachdem wohin sie schauen sieht jeder etwas total anderes. Eine wird schnell den Rucksackträger im Fleecehemd als Sänger des Marco Polo erkennen aber vielleicht den Mann im Rollstuhl für einen Passanten halten, nicht für für den Darsteller des Tartarenkaisers Kublai Khan. Sicher fallen allen im Saal, ob mit oder ohne Kopfhörer, die statuesken Sängerinnen und die Formationen der Tänzer auf. Zu den intimen Tönen im Ohr passt kaum das Gewusel der Halle. Doch die verwirrende Kombination von Bild und Ton macht den Reiz des Erlebnisses aus.
Choreographin Danielle Agami erklärte mir im Interview, warum aus ihrer Sicht bei der Inszenierung der meiste Druck auf den Zuschauern liege. Sie müssen sich entscheiden: bleibe ich an einem Ort sitzen, genieße vor allem die Oper im Ohr und vertraue darauf, dass ich auch Sänger und Tänzer sehe oder suche und folge ich einem Charakter, dessen Stimme so nah bei mir ist?
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